Enkel*innentauglich versus senior*innenschonend?

Es scheint einen Unterschied zu machen, welcher Alterskohorte mensch angehört: Großmütter und Großväter als Risikogruppe in Zeiten einer Pandemie/Gesundheitskrise gelten als offensiv und mit Nachdruck zu schützen. Kinder und Jugendliche mit ihren (wissenschaftlich untermauert: realen) Zukunftssorgen angesichts einer zwangsläufig globalen Klimakrise wurden monatelang entweder als blauäugig belächelt oder als blaumachend beschimpft.

Das Kranzvirus und das Klima bekamen jeweils ein Kabinett. Im ersten wird gerade politisch, finanziell und solidarisch fast alles mobilisiert. Im letzteren reichte es nur für kompromissbedingte Bruchstücke dessen, was mindestens notwendig gewesen wäre.

Ist dieser Vergleich wirklich so abstrus oder gar: moralisch unzulässig? Weil das eine ganz unmittelbar drängt, Menschen in Särgen aus Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen getragen werden? Und das andere… irgendwie auch, aber eben nicht jetzt, nicht hier, nicht in diesem Frühjahr?

Vielleicht steht die Enkel*innentauglichkeit unseres Lebensstils einfach weniger hoch im Kurs als eine akute Senior*innenschonung im Angesicht einer zweifellos hoch ansteckenden und potentiell tödlich verlaufenden Viruserkrankung. Vielleicht ist die Gesundheit auch aus irgend einem Grund besser zu konservieren als ein intaktes Ökosystem. Oder zumindest lassen sich für den Erhalt von Gesundheit offenbar schneller und einleuchtender drastische Maßnahmen rechtfertigen und durchsetzen als für den Erhalt der Lebensgrundlage – für diese und die nächsten Generationen.

Die Großelterngeneration und jene der Enkel*innen geht gerade gesundheitsbewusst auf Abstand zu einander. Spätenstens wenn das Kranzvirus wieder mehr Nähe und sozialen Austausch zulässt, sollten beide dringend zusammenkommen und sich darüber verständigen, wie beide zu ihrem Recht auf Zukunft kommen können.