Narrative der (Gemeinwohl-)Tat: Ein Anfang

Es war einmal… blickt auf eine Vergangenheit.

Es ist nun so… meint die Gegenwart zu erfassen.

Es wird gewesen sein… sieht in die (vorweggenommene) vollendete Zukunft.

Geschichtenerzählen ist ein nicht wegzudenkender Teil menschlicher Kultur, dessen kreative (im Sinne von „erschaffende“) und motivierende Kraft die rein konservierend-bewahrende Weitergabe von Wissen übersteigt. Wir alle sind Geschichtenerzähler_innen an jedem einzelnen Tag: über uns; über Menschen, die wir (glauben zu) kennen und über Menschen, die wir (noch) nicht kennen; über das, was wir sehen, riechen, schmecken, fühlen, erleben; über die (uns zugänglichen Ausschnitte einer) Welt, in der wir leben. Jede dieser Geschichten sagt mehr über uns selbst aus, als über das, worüber sie vermeintlich etwas erzählen sollte.

Die Kulturtechnik Storytelling sollte damit Genüge getan worden sein. Der Gedanke hinter Narrativen der (Gemeinwohl-)Tat greift auf, was FUTURZWEI. Stiftung Zukunftsfähigkeit als „Geschichten des Gelingens“ in ihrem umfangreichen Zukunftsarchiv bündelt. Und „aufgreifen“ ist hier nicht mit „to show some Copy&Paste-Love“ – was dem schlichten Kopieren der dortigen zweifellos gut geschriebenen Texte entspräche – zu verwechseln.
Wenn das Weitererzählen von Seiten der Stiftung mit dem fortgeschrittenen Deutschunterrichtsbezug im Namen, in dessen Vorstand ein gewisser Prof. Dr. Welzer sitzt (geübten Leser_innen dieses Blogs vielleicht nicht ganz unbekannt – sein aktuelles Buch: Die smarte Diktatur), ausdrücklich erwünscht ist… dann könnt ihr damit rechnen, dass sich einige davon – selbstredend in eigener gemeinwohltuender Erzählform – hier finden werden.

Andere Narrative der (Gemeinwohl-)Tat werden wir der zukunftsbefähigenden Stiftung vielleicht sogar voraushaben (oder hat jemand von euch dort z.B. schon Fairmondo entdeckt?) – ganz zukunftsweisend wäre das dann.
Lasst uns doch einfach gemeinsam diese Geschichten gelingender Gemeinwohltaten erzählerisch zusammentragen – seid eingeladen, jene gemeinwohltuenden Narrative zu finden, die wir uns gegenseitig erzählt haben werden…

Kapitalismuskritik zwischen Anführungsstrichen: „Energiesklaven“-Metapher

Das „fossile Energieregime“ unserer Zeit stellt weit mehr als nur eine spezifische Form der Energieversorgung dar. Das wird uns spätestens dann bewusst, wenn wir dessen Verschränkungen mit den Gewohnheiten unseres Lebens – von Freizeitaktivitäten bis hin zu Konsum- und Mobilitätsmustern – erfassen.

Bereits 1949 beschrieb der rumänische Schriftsteller und Diplomat Constantin Virgil Gheorghiu in seinem Roman 25 Uhr (1949/1951) einen „technischen Sklaven“ als

Gefahr, die alle Menschen bedroht

aufgrund der Besetzung der

lebenswichtigen strategischen Positionen unserer Gesellschaft, Armee, Verkehr, Versorgung und Industrie, um nur die Kardinalpunkte zu erwähnen

durch eben diesen „technischen Sklaven“ in einer ebensolchen Weltordnung,

der uns täglich tausenderlei besorgt. Er bewegt unser Auto, er zündet unser Licht an, er läßt das Wasser über unsere Hände fließen, wenn wir uns waschen, er […] erzählt uns erheiternde Geschichten, wenn wir den Knopf an unserem Raido drehen, er baut Straßen, durchschneidet Berge!

In Niko Paechs Befreiung vom Überfluss (2014) verweist der Begriff „Energiesklave“ – im Sinne von Gheorghiu – als

elementarer Stützpfeiler des modernen Lebens

auf eben solche technischen Innovationen/Hilfsmittel/Werkzeuge, welche der Verwandlung von

vormals körperlich zu verrichtende Arbeiten in maschinelle, elektrifizierte, automatisierte, digitalisierte, dafür aber umso energieabhängigere Vorgänge

Vorschub leisten.

Jean-François Mouhot (2011) geht sogar so weit, unsere Abhängigkeit hinsichtlich der Nutzung fossiler Energieträger mit jener des Herren von der Sklavenarbeit in Sklaverei-Gesellschaften zu vergleichen (vgl. Sommer/Welzer 2014). Selbst auf moralischer Ebene muss diese Analogie als angemessen gelten, denn letztlich fügen wir – beabsichtigt oder nicht und wenn auch zeitlich wie geografisch versetzt – anderen Menschen Leid zu durch unseren Einsatz fossiler Brennstoffe und den damit verbundenen Treibhausgasemissionen.

Zuspitzung findet dies noch in der Metapher desEnergiesklaven“ von John R. McNeill (2005), die Sommer und Welzer (2014) wie folgt entfalten: Demnach

benötigte zum Ende des 20. Jahrhunderts ein Mensch zur Aufrechterhaltung seines Lebensstandards durchschnittlich 20 solcher »Energiesklaven«, also das Äquivalent von 20 Arbeitskräften, die 24 Stunden pro Tag und 365 Tage pro Jahr für ihn arbeiten

würden.

Fragen wir uns alle für einen Moment: Wie viele „Energiesklaven“ halte ich mir, um meine gewachsene Komfortzone aufrechtzuerhalten? Oder halten wir es auch weiterhin mit Franz Beckenbauer und seiner Blindheit für Sklaverei – selbst dann, wenn sie (auch in seinem Namen) ganze Stadien errichtet?


Literaturquellen:

Gheorghiu, Constantin Virgil (1951): 25 Uhr, 4. Auflage, Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt, S. 58-68
[ISBN nicht verfügbar]

Paech, Niko (2014): Befreiung vom Überfluss. Auf dem Weg in die Postwachstumsökonomie, 8. Auflage, München: oekom verlag, S. 40f.
[ISBN 978-3-865-81181-3]

sowie

McNeill, John R. (2005): Blue Planet. Die Geschichte der Umwelt im 20. Jahrhundert, Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung, S. 3
[ISBN 978-3-893-31643-4]

Mouhot, Jean-François (2011): Past connections und present similarities in slave ownership and fossil fuel usage, In: Climatic Change, Volume 105, Issue 1-2, Cham: Springer International Publishing S. 329-355
[ISSN 1573-1480]

beide nach:

Sommer, Bernd/Welzer, Harald (Hrsg.) (2014): Transformationsdesign. Wege in eine zukunftsfähige Moderne, München: oekom verlag, S. 62
[ISBN 978-3-865-81662-7]

Postwachstum zwischen Anführungsstrichen: über eine „licence to grow“

Martina Merz will in ihrem Kommentar Degrowth? Ach was! unter der Rubrik Neue Wirtschaft in der aktuellen Ausgabe (03.2015: Essen & Kämpfen) der taz.zeozwei – Das Magazin für Klima. Kultur. Köpfe weg von den in ihren Augen

verkopften Begriffe[n] und Systemerklärungsversuche[n]

wie Postwachstum und Degrowth – sie gingen quasi nichtssagend

an der unternehmerischen Realität vorbei.

Später stellt Frau Merz – neben der E-Fahrrad-Branche – vor allem

Biofirmen, ethisch-ökologische[n] Banken[…] und andere[n] ökologisch-soziale[n] Unternehmen

eine umfassende wie plakative

»licence to grow«

aus, mit der diese dann unter anderem

das Böse […] verdrängen

könnten. Diesem erklärten „Bösen“ stellt sie (ganz dualistisch) ein vermeintlich

gutes Wachstum

gegenüber, welches legitim sei und nur der politischen Förderung bedürfe, um den Menschen eineRechnung“ darüber vorzulegen, was sie

wie teuer zu stehen kommt.

Hier könnte Frau Merz möglicherweise unbewusst in die u.a. von Sommer und Welzer (2014: 78-86) beschriebene Falle der Ökonomisierung bzw. Inwertsetzung tappen. Ein Preisschild an jedem Teil der Bios- und Geosphäre, um eine solche „Rechnung“ über die

wahren Kosten der herkömmlichen Warenwelt

aufmachen zu können – das folgt letztlich nur konsequent der spätkapitalistisch-globalisierten Marktlogik, die in alle Bereiche des Lebens hineinzuwirken angelegt ist.

Ihr Abschlussplädoyer lautet:

Ran an das Verdrängungswachstum für ein gutes Leben!

Frau Merz als Gründerin einer „umweltorientierten“ Designagentur und Mitglied bei UnternehmensGrün (dem Bundesverband der „grünen Wirtschaft“) hebt durchaus mittelständisches und kleinunternehmerisches Ausbrechen aus dem Wachstumsdogma hervor und präsentiert mit Volker Plass (Bundessprecher der Grünen Wirtschaft aus Österreich) sogar eine Vision einer sesshafteren, sich vegetarisch ernährenden Weiterverwendungs- und Reparaturgesellschaft, in der Verzicht zu erwarten sei, der aber durch einen

Zugewinn an neuen sozialen Gesellschaftsformen (share economy, solidarische Landwirtschaft)

aufgefangen werden.

Sie trägt mit ihrer Wortwahl (Beispiel: „unternehmerische Realität“ und „Verdrängungswachstum“) sowie einem immanenten Dualismus (Gut vs. Böse) jedoch leider nicht wirklich zu einem konvivalistisch-solidarischen Grundton – weder in der Debatte noch in Bezug auf das von ihr betonte wirtschaftlichen Handeln – bei.


Literaturverweis:

Merz, Martina (2015): Degrowth? Ach was! In: taz.zeozwei, 03.2015, S. 71
[ISSN 2194-1246]

Sommer, Bernd/Welzer, Harald (Hrsg.) (2014): Transformationsdesign. Wege in eine zukunftsfähige Moderne, München: oekom verlag, S. 78-86
[ISBN 978-3-865-81662-7]

Postwachstum zwischen Anführungsstrichen: im „Selbstexperiment“

Stephan Rammler besteht im Interview mit Sommer und Welzer (2014) darauf,

dass das Private politisch ist. Es geht darum, die Dinge selber anders zu machen und eine private politische Praxis zu entwickeln. Das heißt, wenn ich über Konsummodelle oder ökologisch verträgliche Ernährungsgewohnheiten nachdenke, dann sollte ich selber damit experimentieren. Wenn ich über neue Mobilitätskonzepte nachdenke, sollte ich versuchen, neue Mobilitätspraktiken in meinen Alltag zu verweben. Es geht ja um Glaubwürdigkeit im politischen Prozess. Ein verändertes Konsumverhalten setzt zumindest Markierungen. Grüner Konsum wird die Welt nicht »retten«, aber im Privaten sich anders zu verhalten ist immerhin der erste Schritt.

Lasst uns uns selbst gegenüber glaubwürdig handeln – treten wir experimentierfreudig andere Pfade als den konsumistischen mit jedem neuen Schritt aus!

Vielleicht sehen wir aber gar nicht ein, warum unsere Schritte angesichts des globalen wachstumsgetriebenen Ganzen zählen sollten. Sommer und Welzer (2014) erkennen diesen vermeintlichen Widerspruch selbst an:

Insgesamt scheinen die oft sehr faszinierenden, aber alles in allem doch partikularen, wenn nicht sogar luxurierenden Transformationsbeispiele ausgesprochen klein gegenüber dem großen Problem einer strukturellen Einrichtung der Welt in Nicht-Nachhaltigkeit, wie sie gerade stattfindet. Tatsächlich kann man aber […] nicht wissen: […] welche weiteren, unbeabsichtigten und nicht-antizipierbaren Folgen ein Pfadwechsel hat, dessen Notwendigkeit hier begründet worden ist. Jeder Schritt in eine vom business as usual abweichende Richtung erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass auch der nachfolgende zweite, dritte, vierte Schritt in diese Richtung erfolgen wird – genauso wie umgekehrt das Verfolgen des konventionellen, nicht-nachhaltigen Pfades die Wahrscheinlichkeit einer irgendwann stattfindenden Abweichung verringert.

Den Grund für dieses Festhalten an einer irgendwann begonnenen Schrittfolge (in diese, jene oder solch eine Richtung) liefern sie gleich mit:

Menschen korrigieren einmal gefällte Entscheidungen und einmal eingeschlagene Richtungen ungern, weil das nicht nur den Orientierungsbedarf erhöht, sondern auch die Infragestellung und Revision einer ganzen Kette von Entscheidungen erfordert (Welzer 2005).

Haben wir genug Orientierungspunkte sammeln können? Und: wie stark hängen wir an unseren Entscheidungsketten der Vergangenheit? Stellen wir uns diesen Fragen!


Literaturverweis:

Sommer, Bernd/Welzer, Harald (Hrsg.) (2014): Transformationsdesign. Wege in eine zukunftsfähige Moderne, München: oekom verlag, S. 157/177
[ISBN 978-3-865-81662-7]

Welzer, Harald (2005): Täter. Wie aus ganz normalen Menschen Massenmörder werden, Frankfurt am Main: S. Fischer Verlag
[ISBN 978-3-100-89431-1]

Postwachstum zwischen Anführungsstrichen: auch „kontraintuitiv“ handeln

Den sozialökologischen Bewegungen attestieren Welzer und Sommer (2014): sie würden

regelmäßig institutionalisiert und vom Markt absorbiert

und in Teilmärkte abgedrängt. Diese in den Kapitalismus eingebaute Bewegungsbremse ließen sich dadurch erklären, dass

bislang nur selten die Produktions- und Reproduktionsverhältnisse der Gesellschaft

im Fokus dieser sozialökologischen Bewegungen gestanden hätten. Daher schlussfolgern Sommer und Welzer:

Transformationen (und Transformationsdesign) müssen daher – auch wenn das zunächst kontraintuitiv erscheint – auf der Ebene des Sozialen ansetzen und nicht bei Themen wie Energie, Umweltschutz etc. Erst auf der Ebene des Sozialen entscheidet sich die Frage, wie eine Gesellschaft eigentlich aussehen soll, in der man leben will.

An der Frage nach dem viel zitierten „guten Leben“ – und den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen dafür – kommen wir offenbar nicht vorbei. Und sie richtet sich vordringlich an jene Menschen, die sozialökologische Bewegungen in selbiger halten wollen: in Bewegung eben.


Literaturverweis:

Sommer, Bernd/Welzer, Harald (Hrsg.) (2014): Transformationsdesign. Wege in eine zukunftsfähige Moderne, München: oekom verlag, S. 68
[ISBN 978-3-865-81662-7]

Postwachstum zwischen Anführungsstrichen: die „Sinndimension“

Wenn Sommer und Welzer (2014) in ihrem Buch von Transformation „by design“ sprechen, können sie das nicht, ohne die Sinnfrage aufzuwerfen: Wofür sollten wir eine solche „intentionale Veränderung“ einleiten?

Tatsächlich gewinnen solche Ziele und Vorhaben [eine „Große Transformation“ in Richtung Nachhaltigkeit, die „Energiewende“ oder das „2-Grad-Ziel“] ihren Sinn ja erst darin, dass mit ihnen ein wünschenswerter gesellschaftlicher Zustand aufrechterhalten werden kann. Diese Sinndimension von Transformation gerät in der öffentlichen, politischen und wissenschaftlichen Debatte nicht in den Blick, weil sie sich auf technische und ökonomische Gesichtspunkte und auf Probleme der Implementierung eines neuen Energieregimes beschränkt.


Literaturverweis:

Sommer, Bernd/Welzer, Harald (Hrsg.) (2014): Transformationsdesign. Wege in eine zukunftsfähige Moderne, München: oekom verlag, S. 51
[ISBN 978-3-865-81662-7]

Kapitalismuskritik zwischen Anführungsstrichen: „Reflexionsarenen“

Es sei bezeichnend für die bestehende nicht-nachhaltige gesellschaftliche Praxis der expansiv-extraktivistischen Moderne, so beschreiben es Bernd Sommer und Harald Welzer (2014) in ihrem Transformationsdesign, dass sie

jeweils Reflexionsarenen einrichtet, um den Normalbetrieb nicht zu stören und in Funktion zu halten. Das liegt in der Logik einer gesellschaftlichen Arbeits- und Funktionsteilung, die für moderne Gesellschaften charakteristisch ist: Es wird eine Reflexionsindustrie zum Thema Nachhaltigkeit etabliert, die überwiegend friedlich mit den fortgesetzten nicht-nachhaltigen Produktions- und Konsumptionsverhältnissen koexistiert. Das kann man nicht nur im Bildungsbereich [Beispiel: sog. »Bildung für nachhaltige Entwicklung« (BNE)] beobachten, sondern auch in der Klimapolitik, in der Mobilitätsentwicklung, beim Verbraucherschutz, wo auch immer: Jeweils etablieren sich reflexive Teilsysteme (Verbraucherberatung, Climate Service Center, CO2-Rechner), die die Verfahren des gesellschaftlichen Stoffwechsels selbst unberührt lassen.


Literaturverweis:

Sommer, Bernd/Welzer, Harald (Hrsg.) (2014): Transformationsdesign. Wege in eine zukunftsfähige Moderne, München: oekom verlag, S. 38f.
[ISBN 978-3-865-81662-7]

Postwachstum zwischen Anführungsstrichen: über „mentale Infrastrukturen“

Bernd Sommer und Harald Welzer (2014) lassen erkennen, dass ein Transformationsdesign ihren Typs, welches Wege in eine zukunftsfähige Moderne zumindest als betretbar ausgewiesen haben kann, an weit mehr als nur äußeren Bedingungen anzusetzen hat:

Es kommt also darauf an, nach Ausgängen aus jenem Korridor zu suchen, der die Zivilisierungsrichtung umgedreht und Demokratie, Staatlichkeit, Freiheit sukzessive immer mehr unter Stress geraten lässt. Allerdings sind solche Ausgänge nicht leicht zu finden, sind doch nicht nur unsere äußeren Lebens- und Überlebensbedingungen, die Infrastrukturen und Institutionen durch das expansive Kulturmodell geprägt, sondern auch die Innenwelten, also die »mentalen Infrastrukturen« (Welzer 2011), Wahrnehmungsweisen, Gewohnheiten, Routinen, Problemlösungsstrategien, Selbstbilder.

Diese mit der Wachstumsgesellschaft eng verbundenen Persönlichkeitsstrukturen halten demnach die Pfadabhängigkeit aufrecht, die uns die Suche nach alternativen Pfaden einstellen lässt, bevor wir sie starten können:

Die Transformation solcher kulturell-mentaler Formationen ist allenfalls in einem sehr schmalen Ausschnitt eine Aufgabe kognitiver Bearbeitung; da sie aus vorwiegend unbewussten Praktiken, Routinen, Gewohnheiten, Wahrnehmungsmustern etc. bestehen, muss ihre Veränderung vor allem praktisch vorgenommen werden […]. Ein Verlassen des konsumistischen Pfades beim Verhalten und Empfinden kann also nicht einfach postuliert oder durch moralische Appelle eingefordert werden, sondern nur […] im Zusammenhang mit der Etablierung neuer Sozialstrukturen gelingen.


Literaturverweis:

Sommer, Bernd/Welzer, Harald (Hrsg.) (2014): Transformationsdesign. Wege in eine zukunftsfähige Moderne, München: oekom verlag, S. 22f./106
[ISBN 978-3-865-81662-7]