Die faire Welt des Onlinehandels senkt weiter ihre Zugangsschwelle

Ein Stück faire Online-Handels-Welt schon ab 10 € – so ließe sich wohl die aktuelle Änderung der Höhe des Genossenschaftsanteils an eben jener fair-welt-lichten Fairmondo eG besonders plakativ darstellen.

Die Genossenschaftsmitgliedschaft zum Preis eines Baum-Planzsets von meinwoody soll es auch den Menschen ermöglichen, ihren (Genossenschafts-an-)Teil zu einer faireren, auf den Online-Warenaustausch reduzierten Welt beizutragen, die ihr Geld bislang – drastisch formuliert – nicht durch ein Fenster im Stil der Renaissance werfen bzw. unter einer Brücke aus eben jener Epoche landen wollten. Zur Erklärung: Besagtes Fenster wie Brücke sind auf einem 50-Euro-Schein zu sehen, der stellvertretend für den bislang notwendigen Genossenschaftsanteil stehen kann.

Sofern die Zugangshürde zum Eintritt in die Genossenschaft hinter dem faireren Online-Marktplatz in Nutzer_innenhand bis dato also vom einzulegenden Geldbetrag aufgebaut worden sein sollte, wäre sie nun wohl für fast jede/n auf ein überwindbares Maß reduziert. Es mehr als 1.900 Mitgliedern gegenüber fast 8.400 Nutzer_innen (Stand: Juni 2015) gleich zu tun, kann euch euren eigenen und zugleich mit bald 2.000 Menschen geteilten Online-Marktplatz bescheren. Was ihr dann mit ihm anstellen, was ihr zu ihm beitragen wollt – das entscheidet ihr.

Vier Zehner mehr oder weniger – was ist euch ein Online-Handels-Platz wert, der seine Nutzer_innen nicht als willige Werbedatenlieferanten und bloße, unkritische Konsument_innen begreift, sondern als Mitgründer_innen einer faireren Plattform für den bewussten Warenaustausch im Netz? Erweitert jetzt euren Online-Handelsspielraum und zeigt euch widerständig gegenüber offenkundig profitgetriebenen, datenschutzlosen Aktiengesellschaften mit scheinbar reibungloser Benutzeroberfläche!

Postwachstum zwischen Anführungsstrichen: im „Selbstexperiment“

Stephan Rammler besteht im Interview mit Sommer und Welzer (2014) darauf,

dass das Private politisch ist. Es geht darum, die Dinge selber anders zu machen und eine private politische Praxis zu entwickeln. Das heißt, wenn ich über Konsummodelle oder ökologisch verträgliche Ernährungsgewohnheiten nachdenke, dann sollte ich selber damit experimentieren. Wenn ich über neue Mobilitätskonzepte nachdenke, sollte ich versuchen, neue Mobilitätspraktiken in meinen Alltag zu verweben. Es geht ja um Glaubwürdigkeit im politischen Prozess. Ein verändertes Konsumverhalten setzt zumindest Markierungen. Grüner Konsum wird die Welt nicht »retten«, aber im Privaten sich anders zu verhalten ist immerhin der erste Schritt.

Lasst uns uns selbst gegenüber glaubwürdig handeln – treten wir experimentierfreudig andere Pfade als den konsumistischen mit jedem neuen Schritt aus!

Vielleicht sehen wir aber gar nicht ein, warum unsere Schritte angesichts des globalen wachstumsgetriebenen Ganzen zählen sollten. Sommer und Welzer (2014) erkennen diesen vermeintlichen Widerspruch selbst an:

Insgesamt scheinen die oft sehr faszinierenden, aber alles in allem doch partikularen, wenn nicht sogar luxurierenden Transformationsbeispiele ausgesprochen klein gegenüber dem großen Problem einer strukturellen Einrichtung der Welt in Nicht-Nachhaltigkeit, wie sie gerade stattfindet. Tatsächlich kann man aber […] nicht wissen: […] welche weiteren, unbeabsichtigten und nicht-antizipierbaren Folgen ein Pfadwechsel hat, dessen Notwendigkeit hier begründet worden ist. Jeder Schritt in eine vom business as usual abweichende Richtung erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass auch der nachfolgende zweite, dritte, vierte Schritt in diese Richtung erfolgen wird – genauso wie umgekehrt das Verfolgen des konventionellen, nicht-nachhaltigen Pfades die Wahrscheinlichkeit einer irgendwann stattfindenden Abweichung verringert.

Den Grund für dieses Festhalten an einer irgendwann begonnenen Schrittfolge (in diese, jene oder solch eine Richtung) liefern sie gleich mit:

Menschen korrigieren einmal gefällte Entscheidungen und einmal eingeschlagene Richtungen ungern, weil das nicht nur den Orientierungsbedarf erhöht, sondern auch die Infragestellung und Revision einer ganzen Kette von Entscheidungen erfordert (Welzer 2005).

Haben wir genug Orientierungspunkte sammeln können? Und: wie stark hängen wir an unseren Entscheidungsketten der Vergangenheit? Stellen wir uns diesen Fragen!


Literaturverweis:

Sommer, Bernd/Welzer, Harald (Hrsg.) (2014): Transformationsdesign. Wege in eine zukunftsfähige Moderne, München: oekom verlag, S. 157/177
[ISBN 978-3-865-81662-7]

Welzer, Harald (2005): Täter. Wie aus ganz normalen Menschen Massenmörder werden, Frankfurt am Main: S. Fischer Verlag
[ISBN 978-3-100-89431-1]

Im Sog des wasserreichsten Stroms: Lokaler Buchhandel

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Der an Arten überreiche tropische Regenwald am wasserreichsten Fluss dieser einen Erde, auf der wir beheimatet sind, hat etwas mit dem lokalen deutschen Buchhandel gemeinsam: die allmähliche Verdrängung durch Monokulturen. Im ersten Fall sind es Soja-Plantagen, im letzteren die Allmachts- und -versandphantasien eines angehenden Monopolisten aus der „Smaragdstadt“ (The Emerald City) in Nordamerika, dessen ursprünglicher Name Relentless (englisch für: „unbarmherzig“, „unerbittlich“, „gnadenlos“ – die Domain www.relentless.com verweist bis heute auf die Seite des Unternehmens) lauten sollte und letztlich doch die Amazone oder eben den Amazonas mit seinem Namen vereinnahmt.

Mit dem oben abgebildeten Schild (genannt: „Spruchkarte“, vom Diogenes Verlag in einer Abstimmung herauskristallisiert) wird in einem Ladengeschäft eines örtlichen Buchhandels die Aufmerksamkeit der/des Lesenden darauf gelenkt, dass der Kauf von Büchern in den (nur dem Namen nach: süd-amerikanischen) Stromschnellen des Online-Versandhandels unnötig ist. Wer meint, keine Beratung beim Bucherwerb zu brauchen, der/die kann seine/ihre Liste mit den gewünschten Druckerzeugnissen auch einfach dem/der Verkäufer_in im Buchladen übergeben und abarbeiten lassen. Die Wartezeit bis zur Ankunft im Ladengeschäft weicht selten von der des/der Postausliefernden ab.

Und wenn schon unbedingt Online-Bestellung, dann doch gleich auf der Internetseite der/des örtlichen Anbieter/s für Bücher – selbst dort schafft es eine Buchlieferung im (unnötigen) Fall des Falles bis an die eigene Haustür.

Fairmondo: Gebührende Rolle den Privatverkäufen

Dass es auf Fairmondo neben dem privaten Verkauf auch möglich ist, Artikel zu verleihen, zu tauschen oder gar zu verschenken, machte den faireren Online-Marktplatz in Nutzer_innenhand bereits im letzten Jahr zu einem glaubwürdig gemeinwohlorientierten virtuellen Handelsplatz.

Mit dem Aussetzen von Gebühren für Privatverkäufe wird der Handel zwischen privaten Nutzer_innen auf Fairmondo quasi hürdenlos – Spendenanteile für frei wählbare Organisationen (Studieren ohne Grenzen, Ingenieure ohne Grenzen, INKOTA, Hundertprozent, Oxfam Deutschland, BildungsCent e.V.) sind selbstverständlich weiterhin gern gesehen. Wenn die mehr als 7.100 Nutzer_innen dies nun zum Anlass nehmen, eigene Artikel online untereinander zu handeln (ob gegen Geld, im Austausch gegen andere Artikel oder gänzlich kostenfrei), dann kann der nutzer_innenorientierte Anspruch tatsächlich umgesetzt werden.

Was auf einem genossenschaftlich organisierten Online-Marktplatz vorrangig gehandelt werden soll, darüber entscheiden letztlich diejenigen, die eine Verwendung für ihn haben. Habt ihr eine, die über den simplen Kauf von neuen, möglichst rabattierten Artikeln werbewirksamer Marken hinausgeht?

Runde Sache: Fairmondo ab sofort abonnieren

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Das Fairmondo-Abo – denn: erst lokal wird die Sache wirklich rund!

Der fairere Online-Marktplatz in Nutzer_innenhand (bislang bei mehr als 7.100 Nutzer_innen immerhin über 1.900 Genossenschaftsmitglieder) kommt diesen Nutzer_innen nun ein gutes Stück entgegen: Fairmondo will die Sache mit der genossenschaftlich organisierten, fairen Online-Handels-Revolution auf lokalem Wege rund machen. Ein flexibler und vielfältiger Abokisten-Ansatz soll diesen Weg ebnen. Neben der beispiellosen „Fairen Kiste“ (ausschließlich fair gehandelte, vegetarische – optional: vegane – Lebensmittel; erste Kiste setzt komplett auf GEPA-Produkte) werden nach bisherigem Stand zur Verfügung stehen:

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Die Kisten und verpackten Abonnements können auf zwei Wegen zu euch kommen: der vorrangig angestrebte und voranzutreibende Transportweg soll – wo immer 15 bis 20 Abonnent_innen zusammenkommen – mit Lastenrädern (in Sachen Logistik setzt Fairmondo dabei naheliegend auf die Genossenschaft Velogista) bewältigt werden; wo es noch an Abonnent_innen fehlt, wird der klassische Postweg gewählt. Ein dezentrales Logistiknetzwerk unter Einbindung lokaler Partner_innen ist das erklärte Ziel des Prozesses, den Fairmondo mit dem Abo-Programm gerade beginnt.

Jedes der oben genannten Abos wird derzeit wurde über startnext in Form einer Crowdfunding-Kampagne quasi zur Abstimmung gestellt – spricht euch eines an, dann lasst es das Fairmondo-Team über eure startnextUnterstützung (auch ganz ohne Kiste kommt ihr dort auch an faire, Bio-Baumwoll-Hoodies und T-Shirts) wissen!